Workation in Norwegen: Vorbereitung ist alles! Teil 1
Teil 1 der Reihe zu meiner Vorbereitung auf die Reise nach Norwegen. Allgemeines, Verkehr, Tanken und Versicherung.
Nachdem alle mich ermutigt haben, die Reise nach Norwegen zu unternehmen, gehe ich nun an die Vorbereitungen. Es gibt einiges, worüber nachgedacht werden sollte und was vorbereitet werden muss. Dies gilt besonders, wenn man mit dem Auto fährt.
Inhaltsverzeichnis
Zuerst die Grundinformationen
Wenn ich an einen Ort hinfahre, wo ich mich noch nicht auskenne, informiere ich mich erst über die lokalen Gepflogenheiten, Regeln etc. So kann man schon mal die größten Fettnäpfchen vermeiden und sich einigermaßen integrieren. Man wird zudem nicht überrascht über Dinge, welche an diesem Ort ganz normal sind, einem selbst aber komplett fremd sind. So habe ich mir folgende Informationen zuerst eingeprägt.
Ich habe gelernt, dass die Norweger recht reserviert sind und nicht unbedingt auf andere zugehen. Dabei sind sie hilfsbereit und freundlich. Die Mehrheit spricht hervorragendes Englisch und manche sogar ein paar Brocken Deutsch. Du kannst sie also problemlos ansprechen und um Hilfe bitten, doch sie sind nicht unbedingt Fan von Small Talk. Lieber ohne Umschweife, direkt zum Punkt. Sie mögen es nicht, dass man die Schuld für Probleme bei anderen sucht, statt selbst dafür die Verantwortung zu übernehmen. Wenn ein Problem erledigt ist, dann ist es erledigt und sie reiten nicht weiter darauf herum. „Solve and move on.“ , das kann aber auch der Fall sein, wenn das Problem für dich noch nicht gelöst ist.
Die Kosten, was Lebensmittel angeht, sind höher als in Belgien oder Deutschland, worauf man sich einstellen sollte. Dies gilt insbesondere für importierte Waren. Darauf solltest du beim Einkaufen achten. Wenn du nun im Restaurant essen gehen möchtest, solltest du großes Budget haben. Kulinarisch bekommt man vor allem Fisch angeboten, aber auch Lamm ist recht beliebt.
Verkehr, Straßen und Tanken
Während meiner Recherchen für den Verkehr bin ich auf die Website des staatlichen Wegwesens von Norwegen gefallen. Die Website „Statens vegvesen“ gibt es auch auf Englisch und enthält neben den rechtlichen Dingen auch eine ganze Fülle an Informationen. Leider sind die meisten Informationen nur auf Norwegisch und die englische Seite recht begrenzt. Hier hilft die Übersetzungsfunktion von Google Chrome beispielsweise, um an alle nützlichen Dinge zu kommen, die einem sonst vorenthalten sind. Verkehr, Baustellen, Sperrungen, Fährverkehr, Maut … also nicht nur, was man dem Staat an Geld schuldet, sondern effektiv auch nützliche Informationen (looking at you, Belgium 🙄).
Hier konnte ich die ganze Strecke, die ich fahren würde, nach eventuellen Hindernissen absuchen, um diese eventuell zu umgehen. Ein hilfsbereites Plus sind die Webcams, die auf der Strecke markiert sind. Diese zeigen einem nicht nur die Straße und deren Zustand, manche sind auch mit Wetterdaten verbunden.
Ich habe schon, bevor ich losgefahrene bin, gelernt, dass die Straßen nicht so sind wie bei uns. Es gibt Autobahnen, Landstraßen und Wege, so wie wir sie kennen. Diese sind aber nicht immer in den gleichen Dimensionen vorhanden. Autobahnen, oder eher gesagt die „Europäischen Straßen“, wie die E10 oder E6, sind gerne mal zweispurig oder einspurig. Nicht wie in unseren Breitengraden, vier- oder sechsspurig. Landstraßen können sehr eng werden, besonders wenn man mit etwas größeren Transportmitteln unterwegs ist. Es gibt auch sehr viele Wege, die in Belgien als Einbahnstraße durchgehen würden. Diese werden aber in beiden Richtungen genutzt und bei Gegenverkehr sucht man eine Ausweichbucht, um aneinander vorbeizukommen.
Die Regel in Norwegen, besonders im Gegensatz zu Deutschland ist: „Langsam!“. Es gibt Autobahnabschnitte, wo schneller gefahren werden kann, aber in der Regel kann ich mich auf 80 km/h einstellen. Innerorts sind es dann 50 km/h oder 30 km/h, je nach Zone. Eins möchte ich aber vermeiden: ein Knöllchen bekommen. Die Bußgelder sind hoch, schon ab 1 km/h Übertretung. Wo wir beim Thema sind, da gibt es noch andere Aspekte, die teuer werden können: so wie in manch anderen Ländern gilt Tagfahrlicht, was nicht vergessen werden sollte. Alkohol am Steuer kann richtig fies werden, wobei ich ohnehin ein Verfechter bin von 0‰ am Steuer. Und dann gibt es noch die Maut, dazu aber später mehr.
Norwegen ist ein recht vermögendes Land. Einen Teil dieses Reichtums hat das Land mit Öl und Gas gemacht. Jetzt könnte man zum Schluss kommen, dass der Sprit billig ist, kommt ja schließlich von da irgendwo. Leider ist dem nicht so. Wie viele andere Dinge ist auch der Sprit recht teuer. Zum aktuellen Zeitpunkt (Februar 2023) liegt der Preis bei etwa 2,20 €/L für Benzin 95, 2,- €/L für Diesel und etwa 1,40 €/L für LPG. Gerade der LPG Preis bereitet mir Schmerzen, da ich meinen Dodge RAM damit betanke.
Das ist aber nur ein Aspekt. Ich habe es bei uns schon oft gesehen, dass Leute nach dem besten Preis auch mal von der einen Tankstelle zur anderen fährt. Als ich die Karten studierte, habe ich rasch verstanden, dass so etwas in Norwegen zu vermeiden ist. Es gibt weite Strecken ohne Tankstellen und wenn man nur noch einen halben Tank hat, sollte man definitiv vollmachen. Die Tankstellendichte ist geringer als in Belgien, vorwiegend für LPG. Die LPG Gruppe, die sich in Norwegen um das Tanknetz für LPG kümmert, zählt rund 45 Stationen, für ganz Norwegen.
Es gibt zwar noch ein paar andere, die man hinzuzählen könnte, aber die sind nicht der Rede wert. Ich höre jetzt schon Leute aufschreien, es gibt ja noch MyLPG.eu. Bei einer Durchsicht der Daten habe ich gesehen, dass viele dieser Tankstellen schon seit Ewigkeiten keine Updates mehr bekommen haben. Also wollte ich mich allzu sehr darauf verlassen.
Wie kann ich mich absichern?
Eine große Frage, die ich mir während der Vorbereitungen gestellt habe, war, wie ich mich absichern konnte. Was würde passieren im Falle eines Falles. So habe ich meine Versicherungen geprüft, denn dafür hat man ja die Sachen.
Als Erstes habe ich meine Auto-Versicherung geprüft. Ich wusste, dass Auto-Versicherungen für manche Länder Ausnehmen haben und da Norwegen nicht in der EU ist, sollte ich das prüfen. Also habe ich meine Verträge geprüft und wollte notfalls eine separate Versicherung abschließen, falls eines der Länder, durch die ich fahren würde, nicht gedeckt ist. Zu meiner Erleichterung war ich für alle Länder versichert. Also konnte ich das abhaken.
Was, aber wenn ich krank würde oder mich verletzen würde. Ich bin in Belgien Krankenversichert und habe dort auch einen guten Status. Da ich aber in Deutschland angestellt bin, habe ich auch da eine Kranken-Versicherung. Die Verwirrung ist groß. Ich habe erst bei meiner Krankenkasse in Belgien nachgefragt und allein schon den EU-Krankenschein beantragen, hat sich als Problem geäußert. Dort wurde ich prompt an die Krankenkasse meines „Beschäftigungslandes“ verwiesen. Da frage ich mich doch glatt, warum ich das Ding in Belgien bezahle! Na ja, dann musste ich eben da schauen gehen, wenn die mir in Belgien schon nicht helfen wollen. Ich bin also durch die Verträge meiner deutschen Krankenkasse gegangen und musste erfreut feststellen, dass dort alles drin war, was ich benötigte: Arzt- und Krankenhauskosten. Eventueller Rücktransport müsste zusätzlich versichert werden. So weit wollte ich es aber bestimmt nicht kommen lassen. Ich benötigte auch gar keine EHIC (European Health Insurance Card) Zusatzkarte, da die bereits mit meiner aktuellen Karte abgedeckt war. Also habe ich das auch abgehakt.
Jetzt hätte ich noch allerlei Zusatzversicherungen abschließen können. Doch meine Paranoia hält sich in Grenzen. Ich habe noch eine Versicherung, falls ich mit dem Auto liegen bleibe, damit man mich abschleppt. So war ich mit dem Paket eigentlich zufrieden. Jeder, der aber etwas mehr haben möchte, um sich sicherer zu fühlen, sollte mit seiner Versicherung reden. Da gibt es bestimmt etwas zu machen.
Neben den klassischen Versicherungen gibt es aber auch die ganzen Versicherungen, die mit Kreditkarten verbunden sind. Auch diese habe ich mir angeschaut, denn je mehr Informationen man hat, desto besser. So gibt es auch bei den neuen Fintechs (hat nichts mit Finnland zu tun, sondern kommt vom Begriff „Financial Technology“) viele Angebote. Eines ist mir da immer wieder untergekommen: das Angebot von Revolut. Die bieten mit ihrer „Metal-Card“ lauter Vorteile: Reiseversicherung, Unfallversicherung, Auslandskrankenversicherung, 0 % Währungsgebühr und sogar Cashback auf Käufe mit der Karte.
Ich dachte zuerst: „Wow, das ist ja wie eine Wunderlampe!“. Aber beim genaueren Hinsehen, war es gar nicht so wunderbar:
- Reiseversicherung: wenn man eine Reise mit Karte bucht. Da ich aber nicht buchen würde, sondern selbst fahren würde (bis auf die Fähren), war da nichts zu buchen.
- Unfallversicherung: wenn man einen Mietwagen hat. Da ich aber mit dem eigenen Auto fahren würde, fiel das weg.
- Auslandskrankenversicherung: brachte mir nicht mehr, als ich schon hatte, außer mehr Kopfschmerzen. Ich wollte mich nicht mit einem Callcenter auseinandersetzen, die sich eventuell um Leistungen jeglicher Art wieseln wollten.
- 0 % Währungsgebühr. Zugegeben, feine Sache. Doch so oft würde ich nun auch wieder nicht Geld ausgeben. Ich war in Norwegen zum Arbeiten und um die Natur zu bewundern. Nicht zum Shoppen.
- Cashbacks: das hört sich fantastisch an! Doch, wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass die Cashbacks limitiert sind. Man bekommt Maximum die Monatsgebühr der Karte zurück.
Auch die anderen Vorteile waren jetzt nicht der Bringer. Daher habe ich die Finger von dieser Karte gelassen. Auch bei den anderen Anbietern war es ähnlich. Eigentlich lohnt es sich nur für Leute, die sehr viel unterwegs sind und recht viel Geld ausgeben. Und davon bin ich definitiv keiner.
Das reicht dann schon für Teil 1. Im nächsten Teil gehe ich auf Maut und Fähren ein. Hier gibt es so einiges zu erzählen.